Lange hatte ich mich auf meinen „neuen“ größeren Garten gefreut. Dieser wurde ja von uns übernommen und ist somit nicht meiner eigenen Kreativität entsprungen. Schon Ende 2018, nach der ersten richtigen Gartensaison musste ich feststellen – irgendwie ist das alles nicht richtig praktikabel. Der trockene Sommer letztes Jahr tat sein Übriges und die Gartenarbeit macht mir seither keine wirkliche Freude mehr… Mir verging total die Lust aufs Gärtnern. Ein Schock! Früher bin ich jeden Morgen durch meinen klitzekleinen Garten geschlendert und hab mich an allen Pflanzen erfreut – jetzt traue ich mich gar nicht mehr raus. Vor allem da mein Liebster von Beginn an in warnendem Ton meinte: „Nicht, dass Dir das am Ende alles zu viel Arbeit wird und der ganze Garten verwahrlost!“. Nicht nur auf Grund meiner verlorenen Freude am Gärtnern, auch durch meine längere Abwesenheit (wo ich war, schreibe ich demnächst) wurde der Garten also lange Zeit sich selbst überlassen – „Mutter Natur, übernehmen Sie!“. Und das tat sie.
Grundsätzlich gibt es in meinen Augen kein „Un“kraut. Der Giersch zum Beispiel darf bei mir bleiben und insbesondere im Frühjahr freuen sich meine Meerschweinchen über die frischen Triebe. Ich habe es selbst probiert – die schmecken tatsächlich lecker nach Petersilie. Nur die älteren Pflanzen werden bitter und die Schweine-Jungs verschmähen sie. Meine Erfahrung mit dem Giersch – ich glaube er „merkt“, wenn er bleiben darf. Er hat sich bei mir nicht aggressiv ausgebreitet sondern bleibt hübsch brav an „seiner“ Stelle, wo er schon immer war. Ich glaube, je mehr man ihn bekämpft, desto lästiger wird er.
Dass sich niemand wirklich um den Garten gekümmert hat, fanden unsere Nachbarn bestimmt nicht so lustig, die Insekten und sonstigen Tiere bestimmt dagegen umso mehr… Natürlich wachsen Pflanzen nie genau nach Plan. Es gibt immer Rückschläge und auf der anderen Seite wiederum positive Überraschungen. Aber nichtsdestotrotz – ich möchte einen Naturgarten, der sanft von mir gelenkt wird. Nun ist der Plan gemacht und ich hoffe auf das Beste…
So und nun noch eine der angesprochenen positiven Überraschungen. Im Jahr 2018 hatte ich Löwenmäulchen gesät. Die wuchsen zwar, aber durch die Trockenheit gab es keine Blüten, nur „Grünzeug“. Ich ließ die Pflanzen über den Winter im Beet im festen Glauben, dass sie selbigen sowieso nicht überleben würden. Doch der Winter war mild und siehe da – im Frühjahr trieben sie neu aus und blühten sogar in diesem Jahr. Heute Morgen nahm ich dann mal all meinen Mut zusammen und bin durch den Garten spaziert. Einiges was ich da so sah, ließ mein Gärtner-Herz bluten. Aber als ich an den Löwenmäulchen vorbeikam, sah ich die vollen Samenstände und brach mir gleich einige ab. Eben jene schüttelte ich in einen Messbecher, sodass ich die kleinen Samen kinderleicht in die Schale zur Aufbewahrung schütten konnte.
Ich freue mich jetzt schon darauf, sie nächstes Jahr in meinem hoffentlich sanft gelenkten und weniger chaotischen Garten auszusäen!